Wir sind alle Kinder unserer Zeit.

Du übernimmst die Werte und den Zeitgeist deiner ersten 20, 30 oder 40 Jahre. Und den Musikgeschmack. In dieser Lebensphase legst du für dich fest, was normal, gut und richtig ist.

Aber dann klappt die Muschel eines Tages zu.

Irgendwann beginnen sich die Dinge zu verändern. 

Die Welt dreht sich immer schneller. Und du immer langsamer.

Es gibt plötzlich Dinge, die du nicht mehr verstehst. Oder auch nicht mehr verstehen willst.

Und du hörst dich Dinge sagen, wie:

Das war doch früher irgendwie besser.

Darüber mussten wir uns früher keine Gedanken machen.

Die Welt ist einfach so kompliziert geworden.

Auch als du 20 warst, haben sich die Dinge verändert. Aber das waren die guten Veränderungen, die endlich mal nötig waren.

Damals warst du Teil der Veränderung. Damals waren Veränderungen noch etwas Gutes.

Aber irgendwann willst du nur noch, dass alles so bleibt, wie es ist. Oder du willst zurück, was es nicht mehr gibt.

Ist das der Zeitpunkt, wo du offiziell alt bist?

Ich weiß es nicht.

Auf der anderen Seite ist das Älterwerden auch eine Frage der Einstellung.

Ich kenne Menschen, die benehmen sich mit 18 schon wie ein 80-Jähriger. Aber ich kenne auch Menschen, die beginnen mit 70 ein neues Studium oder sie kaufen sich ein Skateboard.

So viele Dinge passieren in unserem Kopf. Sie sind so, weil ich sie so denke.

Und wenn alle um mich herum wegen der gleichen Dinge jammern und sich aufregen, stelle ich diese Dinge nicht mehr infrage.

Genau deswegen ist es manchmal heilsam, mich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, die nicht all meine Werte, Einstellungen und Bewertungen teilen.

Weil uns allen ab und zu ein bisschen frischer Wind im Kopf guttut. Dieser Wind weht den Staub und den Dreck aus unseren Gehirnwindungen.

Denn wie gut ich mit allem zurechtkomme, ist auch eine Frage meiner Einstellung. Und je offener und lernbereiter ich bin, desto besser kann ich mit allem umgehen.

Was passiert also, wenn ich meine Offenheit und Neugier anknipse?

Wenn ich meinen Lernschalter umlegen würde, und ich mich gezielt mit neuen und ungewohnten Dingen beschäftigen würde?

Wenn ich wirklich versuche, zu verstehen, was die Generationen unter mir antreibt und beschäftigt?

Wenn ich meine Gedanken gezielt infrage stelle.

Was wäre, wenn das, was ich denke, nur ein Vorurteil wäre? Wie könnte man anders über diese Sache nachdenken?

Flexibilität im Denken macht meine Möglichkeiten größer. Meine Möglichkeiten schöne Erfahrungen zu machen und das zu bekommen, was ich brauche, damit es mir gut geht.

Ja, wir sind alle Kinder unserer Zeit. Aber jede Sekunde, die du am Leben bist, ist deine Zeit.

Nicht nur deine frühen und mittleren Jahre. Sondern jede Sekunde.

Jede Sekunde, die dir geschenkt wurde. 

Die Zeit, die dir hier zur Verfügung steht.

Warum also nicht die gesamte Zeit nutzen, um so viel Spaß und Freude wie möglich zu haben?

Indem ich immer lern- und veränderungsbereit bleibe. Indem ich aufhöre zu bejammern, was nicht mehr da ist.

Sondern indem ich mit Neugier und Freude lieber das für mich nutze, was es im Hier und Jetzt alles so gibt.

Ich wünsche dir die Weisheit des Alters und die Energie der Jugend. Oder etwas Gutes dazwischen.

Ralf