Wir leben gerade in einer unsicheren und wilden Zeit.
Böse Zungen behaupten, wir wären auf dem absteigenden Ast.
Tatsächlich könnte ich aus dem Stegreif eine Liste mit 20 Dingen aufzählen, die mir stinken.
Aber ich lasse es.
Denn es bringt nichts.
Im Gegenteil.
Es erschöpft einen nur. Es macht müde. Es frustriert.
Dann geh doch in die Politik. Geh auf die Strasse. Starte eine friedliche Revolution.
Darüber nachgedacht habe ich. Nicht nur einmal.
Und vielleicht ist es nur eine Ausrede.
Aber mein Leben ist schon voll.
Für weitere Projekte fehlt mir einfach die Kraft und die Zeit.
Und meiner Familie und mir geht es ja eigentlich auch gut.
Auch wenn dieses ermüdende Gefühl bleibt. Das Gefühl, dass sich gerade fundamental etwas in die falsche Richtung bewegt.
Also was tun?
Schauen wir mal 2000 Jahre zurück.
In eine Zeit, in der die Welt noch verrückter war.
Wo das Recht des Stärkeren noch viel mehr galt, als heute.
Wo die Welt geprägt war von Krieg, Seuchen, Unterdrückung, Sklaventum und Hungersnöten.
In dieser Zeit entwickelte sich in Griechenland und später in Rom eine der bedeutendsten philosophischen Richtungen.
Der Stoizismus.
Im Stoizismus geht es verkürzt darum, wie man glücklich lebt und ein guter Mensch wird.
Es war also der Ursprung der Persönlichkeitsentwicklung.
Und die Regeln der Stoiker können uns auch heute in dieser seltsamen Zeit weiterhelfen.
Denn die menschliche Psyche hat sich in den vergangenen 2000 Jahren nicht nennenswert verändert.
Die wichtigsten Regeln der stoischen Lebensweise lauten so ungefähr:
- Übernimm Verantwortung für dein Leben, für dein Verhalten und für deine Gefühle.
- Akzeptiere das, was du nicht ändern kannst.
- Kümmere dich in deinem Leben vor allem um die Dinge, die du beeinflussen kannst. Ignoriere die Dinge, die du NICHT beeinflussen kannst.
- Du bestimmst, wie du auf etwas reagierst. Wähle also klug die Reaktion, die am besten für dich ist.
- Arbeite an dir, werde fähiger, klüger, besser.
- Denk nicht nur an dich, sondern mache die Welt irgendwo ein bisschen besser.
Du merkst, der Stoizismus wirft dich knallhart auf dich selbst zurück. Er ist also nichts für Jammerbacken.
Wo ich schon gerade der Weisheiten-Hase bin, krame ich noch ein paar Ideen aus dem Fernen Osten hervor:
- Sorge klug vor. Dann kannst du den Rest der Zeit achtsam im Moment leben.
- Sorgen sind verschwendete Lebensenergie.
- Veränderung und Schmerz sind ein normaler Teil des Lebens, also wehre dich nicht dagegen.
- Schau nicht so viel auf das, was nicht stimmt. Sondern eher auf das, was gut und richtig ist. Sei dankbar.
- Mitgefühl mit dir selbst und mit anderen macht alles besser.
Ich weiß nicht, wie es dir geht.
Aber mir helfen solche Regeln.
Ich hole diese Ideen immer wieder hervor, wenn mich das Leben zu sehr mit seinen Schattenseiten hypnotisiert.
Dann helfen mir die Regeln, wieder die hellen und schönen Punkte des Lebens zu sehen.
Ja, wir leben gerade in einer unsicheren und wilden Zeit.
Aber es hilft ja nichts.
Wir müssen irgendwie damit klarkommen.
Manchmal streichelt das Leben, manchmal boxt es einen.
Deswegen ist es eben wichtig, gleichzeitig Genießer und Boxer zu sein.
Ich wünsch’ dir was.
Ralf
