Vor einigen Wochen haben wir dich dazu aufgefordert, dich mal auf Entdeckungsreise zu deinen eigenen und ganz persönlichen Werten zu machen. In diesem Beitrag wollen wir nun einen Schritt weitergehen und deine Werte mit Leben füllen.
Denn letztlich hilft es dir herzlich wenig, einfach nur die Antwort auf die Frage nach deinen Werten parat zu haben. Es gilt ja schließlich, diese Werte auch zu leben.
Und dafür ist es wichtig, erst einmal diese Worthülsen, wie z. B. „Liebe“, „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Kreativität“ mit Bedeutung zu füllen. Sich also klarzumachen, was du ganz persönlich z. B. unter dem Begriff „Sicherheit“ verstehst und was es braucht, damit du dich sicher fühlst.
Das ist ganz wichtig, diese Begriffe auch ganz konkret mit Inhalt zu füllen, damit man dann nämlich auch an den richtigen Stellen weiß, wozu man „Ja“ sagt und wozu nicht.
Ich habe im letzten Beitrag ja von Werten als einer Art Richtung gesprochen. Ein Wert ist kein Ziel, das man kurzfristig erreichen kann, sondern eine Richtung. Und wenn du jetzt genauer definierst, was deine Werte ganz konkret für dich bedeuten, dann wird dadurch auch die Richtung deutlicher. Dann weißt du schon besser, was es braucht, damit du in die richtige Richtung gehst. Du kannst dann quasi geradliniger darauf zusteuern.
Der gleiche Wert kann für unterschiedliche Menschen nämlich auch unterschiedliche Gestaltung annehmen.
Nehmen wir zum Beispiel mal den Wert „Freiheit“. Freiheit kann ja vieles bedeuten, zum Beispiel:
- Ich möchte viel reisen
- Ich möchte mich nicht örtlich binden, zum Beispiel durch eine Immobilie
- Ich möchte beruflich mein eigener Herr sein und deshalb selbstständig sein
- Ich möchte finanziell unabhängig sein
- Ich brauche viel Raum für mich
- Ich möchte mich nicht durch eine Ehe binden
- Ich möchte mich vor niemandem rechtfertigen müssen, sondern tun und machen können, was ich will
- Ich möchte als Hippie in einer kleinen Felshöhle auf Formentera leben
- und so weiter
Vielleicht kann jemand, der „Freiheit“ als seinen Wert definiert hat, einige dieser Beispiele unterschreiben. Aber die Spannbreite der Definition ist hier ja wirklich groß und sicherlich trifft nicht alles für jeden zu.
Und genauso ist es mit anderen Werten. „Liebe“ als Wert kann für den einen bedeuten, dass er sehr partnerschaftszentriert leben möchte. Dass also seine Beziehung an erster Stelle steht, dass er alles darin investieren möchte und seiner Beziehung die höchste Priorität einräumen möchte. Für jemand anderes kann der Wert „Liebe“ zum Beispiel bedeuten, dass er alle seine Handlungen auf Basis der Liebe, des Mitgefühls und des Verständnisses mit anderen Menschen ausführen möchte. Dass er der Welt viel Liebe geben möchte und damit seinem Leben einen Sinn verleiht.
Es macht also durchaus Sinn, dass du heute mal schaust, wie du deine Werte ganz genau definierst. Das ist dann nämlich die Basis dafür, dass du auch wirklich werteorientiert handeln und leben kannst.
Meine Werte definieren
Wie ich ja schon einleitend beschrieben habe, haben wir dich im Beitrag „Meine Werte: Dem Leben einen Sinn geben“ dazu aufgefordert, deine Werte herauszufinden.
Nimm dir also als Erstes gleich mal deine Aufzeichnungen dazu vor. Oder, falls du dich dieser Aufgabe noch nicht stellen willst oder kannst, dann hole das jetzt doch am besten nochmal nach.
Und nun fülle diese Werte mit einer Bedeutung. Definiere bestmöglich, was es für dich bedeutet, nach dem Wert XY zu leben. Am besten suchst du dir erstmal nur einen deiner Werte aus.
Hier drei Vorschläge, wie du der Definition deiner Werte auf die Spur kommen kannst. Du kannst alle drei Vorschläge ausprobieren, du kannst dir aber auch einfach nur einen Weg aussuchen.
Die richtigen Fragen stellen/beantworten
Du kannst mithilfe von Fragen ein bisschen besser eingrenzen, was dein Wert XY für dich bedeutet. Frage dich zum Beispiel:
- Was bedeutet dieser Wert für mich?
- Was bedeutet dieser Wert nicht für mich?
- Wie lebt jemand, der diesen Wert in den Mittelpunkt seines Lebens stellt?
- Woran merke ich, dass ich nach diesem Wert lebe?
- Woran merke ich es, wenn ich diesen Wert verrate?
- Wie möchte ich diesen Wert im Idealfall leben?
Schreibe deine Antworten bitte unbedingt auf ein Blatt Papier, damit nichts verloren geht.
Das Unbewusste mit einbeziehen
In der letzten Woche haben wir dir eine schöne Methode vorgestellt, mit der du auf viele Ideen kommen kannst: die Satzergänzungsmethode.
Diese Methode macht sich den psychologischen Effekt zunutze, dass unser Unbewusstes unbedingt versucht, etwas zu vervollständigen bzw. abzuschließen.
Nimm dir jetzt einen Wecker o. Ä. und stelle ihn auf 10 Minuten. Und in diesen 10 Minuten schreibst du so viele Satzergänzungen zu den folgenden Satzanfängen wie nur möglich. Wichtig ist, dass du dabei nichts zensierst und einfach alles, alles aufschreibst, was dir in den Sinn kommt.
Und bleibe bitte auf jeden Fall die 10 Minuten dran, auch, wenn dir kurzzeitig mal nichts mehr einfällt. Schaue dir trotzdem weiterhin die Fragen an und schreibe alles auf, was dir als Satzergänzung einfällt.
Hier kommen die Sätze:
- Ich lebe den Wert XY, wenn …
- Ein Mensch, der nach dem Wert XY lebt, …
- Der Wert XY bedeutet für mich, dass …
- Es würde meinen Wert XY verletzen, wenn …
- Wenn ich noch mehr nach dem Wert XY leben möchte, dann müsste ich …
- Ich bin vollkommen im Einklang mit dem Wert XY, wenn …
Nach 10 Minuten:
Jetzt hast du ja schon viele, viele Satzendungen aufgeschrieben. Hier gilt es nun, zu sortieren. Sicherlich hast du einige Satzergänzungen dabei, die einfach unsinnig sind. Die kannst du genauso streichen wie die Satzergänzungen, die für dich ganz persönlich keinen Sinn machen.
Tipp:
Wenn du noch Lust hast, dann bastele dir doch eine Collage zu deinen Werten. Dazu kannst du einfach Zeitungsausschnitte, Bilder aus Illustrierten oder Katalogen sammeln, die zu deinem Wert passen und deine Vorstellung darüber gut ausdrücken. Ausschneiden, aufkleben, fertig. Sieht meistens gut aus und man kann es sich als ständige Erinnerung an das Wichtigste im Leben auch gut an die Wand hängen 🙂
Die relevanten Satzendungen kannst du vielleicht noch einmal zusammenfassen und schließlich dann auch nochmal separat notieren bzw. farbig markieren.
Visualisieren
Eine dritte Möglichkeit, wie du ein bisschen besser für dich klarbekommen kannst, was deine Werte ganz genau ausmachen soll, ist die Visualisierung.
Stell mal vor, du schaust einen Film. Er heißt [WERT XY] und in der Hauptrolle … spielst DU!
Was würde dieser Film zeigen? Wie würde es dir als Protagonist in diesem Film gehen? Wie würde der Wert XY in diesem Film dargestellt werden? Wie würde dein Leben in diesem Film ausschauen? Was würdest du machen? Wo würdest du sein? Wer würde dich umgeben? Worin würde sich dieser Film von deinem Leben unterscheiden? Wodurch würdest du, als Zuschauer, immer wieder daran erinnert werden, dass der Film [Wert XY] heißt?
Und jetzt schreibe diesen Film einmal auf. Beschreibe ihn so plastisch wie möglich, mit möglichst vielen Details.
Oder, wenn du dir diese Mühe nicht machen möchtest, dann solltest du ihn zumindest in Schlagworten schriftlich zusammenfassen. Am besten so, dass jemand anderes den Film auch verstehen würde, wenn er nur deine Schlagworte durchgelesen hat. Beschreibe ihn dann also „nur“ im Kopf und notiere die wichtigsten Punkte auf einem Blatt Papier.
Und jetzt?
Jetzt bist du schon einen kleinen Schritt weiter :-). Denn du hast für dich, schwarz auf weiß, aufgeschrieben, was der Wert XY für dich ausmacht. Und im Idealfall machst du diese Übung jetzt auch nochmal mit deinen anderen Werten.
Und dann bewahrst du die Aufzeichnungen dazu wieder auf. Denn diese Erkenntnisse sind eine wichtige Basis für den nächsten Schritt, den wir in dieser Beitragsreihe gehen wollen. Dann schauen wir nämlich, wie du ganz konkret ein kleines bisschen mehr nach deinen Werten leben kannst 🙂
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