Hast du schon einmal von dem Zeigarnik-Effekt gehört? Dieser psychologische Effekt beschreibt die Tendenz des menschlichen Bewusstseins, Dinge abschließen zu wollen.
Es ist also so, dass alles, was wir noch nicht beendet haben, oder jedes Problem, das noch ungelöst ist, in unserem Kopf eine Spannung erzeugt. Unser Unterbewusstsein will einfach das Thema zu Ende bringen.
Ganz konkret merkst du das im Alltag, wenn du dir ständig Sorgen machst um dieses ungelöste Problem. Wenn es dir wie eine Last auf den Schultern drückt und du dich gedanklich nicht davon befreien kannst.
Die unaufgelöste Spannung in unserem Bewusstsein lenkt unsere Gedanken ständig wieder in Richtung unserer Sorgen. In diesem Fall ist der Zeigarnik-Effekt eher unangenehm.
Aber wir können diesen Effekt umgekehrt auch für uns nutzen. Und dazu stelle ich dir heute mal die „Satzergänzungsmethode“ vor, die sich dafür ideal eignet.
Die Satzergänzungsmethode
Bei der Satzergänzungsmethode machen wir uns den Zeigarnik-Effekt zunutze. Und zwar schreiben wir Satzanfänge auf und stellen unser Bewusstsein ganz gezielt vor die Aufgabe, diese Satzanfänge zu Ende zu bringen.
Auf diese Weise können wir zum Beispiel Lösungen finden oder unsere Gedanken und Gefühle zu einem bestimmten Thema erforschen.
Klingt jetzt ein bisschen komisch, aber erklärt ist es ganz einfach.
Lies dir am besten erstmal die folgende Anleitung komplett durch und dann versuch es doch einfach mal selbst!
Schritt 1: Was ist dein Ziel?
Im ersten Schritt musst du dir überlegen, für welches Ziel du Lösungsideen finden möchtest.
Vielleicht suchst du nach Wegen, abzunehmen? Oder du möchtest gerne einen Partner finden, aber weißt nicht, wie? Oder vielleicht überlegst du, welcher Beruf für dich der richtige ist?
Schreib also im ersten Schritt dein Ziel auf ein Blatt Papier.
Schritt 2: Satzanfänge auswählen
Jetzt brauchst du ein paar zielführende Satzanfänge.
Hier mal ein paar Beispiele, um zu zeigen, was ich damit meine:
- Um 3 kg abzunehmen, könnte ich …
- Um meine Firma noch bekannter zu machen, könnte ich …
- Es könnte unserer Beziehung helfen, wenn …
- Um mich regelmäßig zu entspannen, könnte ich …
- Um einen Mann/eine Frau kennenzulernen, könnte ich …
- Ein erster Schritt, um ordentlicher zu werden, wäre …
- Jemandem in meiner Situation würde ich raten, …
Erkennst du das Muster? Unser Satzanfang beschreibt das Ziel und lässt die Lösung noch offen.
Also schreib jetzt nach diesem Prinzip mindestens 3 Satzanfänge auf das Blatt Papier.
- Damit [hier trägst du dein Ziel ein], könnte ich …
- Um [hier trägst du dein Ziel ein], bräuchte ich …
- Ein erster Schritt, um [hier trägst du dein Ziel ein], wäre …
- Es könnte mir helfen, [hier trägst du dein Ziel ein], wenn ich …
- Und so weiter
Schritt 3: Küchentimer stellen
Jetzt nimm dir einen Küchentimer, einen Wecker, deine Timer-Funktion im Handy o. Ä. und stell dir einen Alarm für in 10 Minuten ein.
Schritt 4: Satzergänzungen schreiben
Und jetzt geht es los. Du hast jetzt 10 Minuten Zeit, um die Satzanfänge zu ergänzen.
Dabei sind zwei Dinge ganz wichtig:
1. Die Menge macht`s
Schreib wie wahnsinnig einfach alles auf, was dir in den Sinn kommt. Das darf ruhig absoluter Schwachsinn sein. Wichtig ist, dass du eben deinen Verstand weitestgehend ausschaltest und einfach alles, was dir in den Kopf kommt, ungefiltert auf das Papier fließen lässt.
Du brauchst deine Satzergänzungen niemandem auf der Welt zu zeigen. Also zensier bitte nichts und schreib einfach alles, alles auf, was dir einfällt. Auch, wenn es noch so unsinnig erscheint.
2. Schreib 10 Minuten durch
Es kann gut sein, dass du irgendwann an den Punkt kommst, an dem dir nichts mehr einfällt. Dann bleib aber bitte trotzdem dran und lies weiter die Satzanfänge durch und schreib irgendwas auf, was dir als Ergänzung in den Sinn kommt. Die Übung über einen gewissen Zeitraum durchzuführen ist wichtig, weil wir dann besser unsere tiefer verborgenen Gedanken herausfinden können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in den ersten 3 Minuten nur die Dinge hervorkommen, die ich sowieso schon im Sinn hatten. Aber das, was dann noch kommt, sind die besonders wertvollen Erkenntnisse!
Hör also bitte nicht auf, bevor dein Timer nicht geklingelt hat.
Schritt 5: Ergebnisse sichten
Fertig? Prima! Dann sollte dein Blatt Papier jetzt ordentlich vollgeschrieben sein.
Ganz bestimmt gibt es in deinen Aufzeichnungen auch einige Satzergänzungen, die du sofort als Lösungsidee wegstreichen kannst. Aber wenn du wirklich 10 Minuten lang alles aufgeschrieben hast, was dir zu deinem Satzanfang eingefallen ist, dann wirst du jetzt jede Menge nützliche Lösungen gefunden haben 🙂
Wie ich weiter oben schon kurz angedeutet habe, kannst du diese Schreibmethode auch für andere Ideen nutzen.
Wenn du Lust hast und du dir noch den heutigen Tag mit ein paar Komplimenten versüßen möchtest, dann mach doch einfach gleich weiter und ergänze …
- Ich mag an mir, …
- Meine Freunde und Kollegen schätzen an mir, …
- Richtig gut kann ich …
Viel Freude dabei 😉
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