Ein Stein platschte ins Wasser und schon bildete sich ein Ring, der sich schnell vom Zentrum entfernte. Ein zweiter versuchte, es ihm gleich zu tun, dann ein dritter, ein vierter und so fort.
“Warte auf mich.” rief der zweite hinter dem ersten her.
“Warte auf mich.” riefen auch die anderen dem sich jeweils um sie herum ausbreitenden anderen nach.
Die Stimmen vereinten sich zu einem kleinen Chor, aber keine hörte die anderen, und kein Ring erreichte den, der sich immer weiter ausdehnend von ihm entfernte.
Der erste Ring wurde schwächer, sein Aussehen immer flacher und bald würde er sich in Nichts auflösen. Den anderen erging es nicht anders. Ein jeder würde für sich alleine sterben…
Ein kleiner Junge stand am Teichrand und beobachtete voller Interesse die Entwicklung der Wasserringe. Er hatte den Stein ins Wasser geworfen.
Plötzlich hörte er die immer schwächer werdenden Stimmen, den sich mehr und mehr entfernenden Chor rufen: “Warte auf mich!” (Es gibt Kinder, denen es vergönnt ist, die Stimmen der Natur zu vernehmen und zu begreifen, was geschieht.)
Auch dieser kleine Junge begriff. Rasch nahm er einen neuen Stein vom Boden auf, lief ein Stück seitlich neben den immer flacher werdenden Ringen her und warf den Stein in hohem Bogen ins Wasser. Glücklich konnte er beobachten, wie sich auch jetzt wieder ein Ring nach dem anderen bildete und den schwachen entgegenstrebte, sich mit ihnen traf und alle sich zu neuen Ringen ineinander fügten.
Sicher würden sich alle diese Ringe irgendwann in Nichts auflösen, aber vorher hatten sie sich getroffen…
Gisela Wunderlich
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