Vielleicht gab es in deiner Schulzeit auch Lehrer, die eine ganz natürliche Autorität hatten, so dass sich jeder ordentlich benommen hat. Und sicher gab es auch Lehrer, mit denen man so ziemlich alles machen konnte.
Es gibt offensichtlich Menschen, die haben etwas an sich, so dass man sie ganz automatisch ernst nimmt und respektvoll behandelt. Und es gibt Menschen, die strahlen eher das Gegenteil aus. Diese Menschen werden überdurchschnittlich oft nicht ernst genommen, übergangen und unfair behandelt.
Gehörst du eher zu den Menschen mit der natürlichen Autorität? Oder bist du jemand, mit dem man alles machen kann?
Wenn du eher zur zweiten Gruppe gehörst und wenn du dir wünscht, dass man dich öfter ernst nimmt, dann gibt es einiges, was du tun kannst:
Es ist dein Job, etwas zu ändern
Respektlosigkeit, Unfairness, Unfreundlichkeit, Gemeinheit und Intrigantentum sind Teil unserer Welt.
Warum sind manche Menschen fies zu anderen? Das müsste doch nicht sein. Wir könnten uns doch auch alle lieb haben. Aber so ist das Leben leider nicht.
Nennen wir die Tatsachen beim Namen: Es gibt Arschlöcher auf der Welt. Und wenn wir wirklich ehrlich mit uns sind, kann wahrscheinlich jeder von uns zu einem Arschloch werden, wenn die Umstände uns überfordern und zu sehr stressen. Aber diesen Fall lassen wir hier mal außer Acht.
Arschlöcher suchen sich im Normalfall immer die Kleineren, die Schwächeren und die, mit denen man es machen kann. Sie trauen sich selten an die Stärkeren ran.
Du willst, dass die Menschen aufhören, auf dir rumzutrampeln?
Dann ist es dein Job, zu jemandem zu werden, mit dem man nicht mehr alles machen kann.
Es hilft nur wenig, wenn du von den Fieslingen erwartest, sie mögen sich zivilisiert benehmen. Denn da kannst du ziemlich lange warten. Du musst die Fieslinge umerziehen und ihnen zeigen, dass du kein Opfer mehr bist. Das ist deine Aufgabe.
Hör also auf damit, den anderen den schwarzen Peter zuzuschieben. Das ist zwar die typisch menschliche Reaktion, aber es ist vollkommen unnütz. Du änderst damit nichts. Fang bei dir an. Änder etwas. Sonst wird sich nichts ändern.
Erinnerungsposter herunterladen
Wenn sich etwas ändern soll, dann musst du selbst etwas ändern. Damit du das nicht aus den Augen verlierst, haben wir dir hier ein Poster gestaltet, auf dem wir die Tipps aus diesem Beitrag in aller Kürze aufgeführt haben. So schaffst du es, dich immer wieder daran zu erinnern, was du selbst tun kannst, damit andere Menschen dich in Zukunft ernster nehmen. Häng es dir am besten an deinen Spiegel oder irgendwo anders hin, wo du es regelmäßig sehen kannst:
Sich selbst Respekt zugestehen
Bei vielen Menschen liegt es auch ein bisschen an ihrer Einstellung sich selbst gegenüber, dass sie alles mit sich machen lassen. Sie halten sich selbst nicht für wichtig. Sie glauben auf einer tieferen Ebene nicht daran, dass sie Respekt verdient haben. Wenn man von anderen nicht ernst genommen wird, dann liegt das oft auch mit daran, dass man sich selbst nicht ernst nimmt.
Deine Aufgabe ist hier also, deine Einstellung dir selbst gegenüber zu ändern. Du musst anfangen, daran zu glauben, dass du es verdient hast, ernst genommen zu werden.
Im Grundgesetz steht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Das bedeutet so viel wie: Jeder Mensch hat Respekt verdient. Ich habe Respekt verdient. Oma Krause hat Respekt verdient. Und auch du hast Respekt verdient. Und es ist absolut nicht o. k., wenn man dich anmault, übergeht, lächerlich macht, wie ein Kleinkind behandelt, anlügt, übervorteilt oder dich auf andere Art nicht ernst nimmt.
Mach dir das bitte wieder und wieder klar.
Du hast Respekt verdient. Du hast verdient, dass man dich höflich und zivilisiert behandelt. Das ist dein Geburtsrecht.
Und wenn du daran Zweifel hast, musst du deine Einstellung ändern.
Sag dir selbst Dinge wie:
- Ich habe – wie jeder andere auch – Respekt verdient.
- Ich habe Rechte und ich fordere meine Rechte ein.
- Ich bin genauso wichtig wie jeder andere auch.
- Ich erwarte, dass andere mich freundlich, fair, ehrlich und erwachsen behandeln.
- Ich erwarte von anderen, dass sie ihre Versprechen mir gegenüber einlösen.
- Auch was ich will und brauche, zählt.
- Ich darf sagen, wenn mir etwas nicht gefällt.
Die eigene Einstellung zu ändern ist oft ein längerer Prozess und braucht meistens systematisches Training. Oft braucht man hier sogar einen Coach. Aber wenn du willst, dass man dich ernster nimmt, dann ist das Ändern deiner Einstellung notwendig. Sonst kannst du nie überzeugend für dich einstehen. Nimm dir also bitte die Zeit.
Und vielleicht hilft dir bei dieser Aufgabe auch unser Projekt “Innere Stärke” oder unser Artikel über Affirmationen.
Du musst lernen Respekt einzufordern
Sich selbst wichtig zu nehmen ist ein guter Start. Aber wir alle haben viele alte, automatische Verhaltensmuster, die uns daran hindern, anderen Menschen gegenüber Respekt einzufordern. Und diese alten Verhaltensmuster musst du dir abgewöhnen und durch neue Muster ersetzen.
Ist das einfach? Nein, leider überhaupt nicht. Aber es ist möglich. Und vor allem ist es notwendig, wenn du willst, dass andere dich ernst nehmen.
Du musst es in kleinen Schritten üben, dich auch so zu verhalten wie jemand, mit dem man es nicht machen kann.
Dazu gehört, dass du dich auf erwachsene Art selbst behauptest, wenn dich jemand respektlos behandelt.
Wenn dich zum Beispiel jemand lächerlich macht, dich auflaufen lässt, dich anschreit oder sonst schlecht behandelt, dann tu Folgendes:
- Nenndie Fakten: Sag, was genau der andere getan hat (z. B. „Du hast gerade über meine Bemerkung gelacht“ oder „Sie haben mir das jetzt zum dritten Mal versprochen und nicht eingelöst“).
- Sag dann, welche Gefühle das in dir auslöst („Das empfinde ich als respektlos“ oder „Hier fühle ich mich nicht ernst genommen.“).
- Dann sag ganz klar und deutlich, dass das Verhalten des anderen nicht in Ordnung ist („Ich finde dein Verhalten nicht in Ordnung und ich bin nicht bereit, das weiter zu tolerieren“).
- Sollte der andere sich immer wieder respektlos benehmen und wenn dir die Sache wirklich wichtig ist, dann kündige Konsequenzen an für den Fall, dass der andere sein Verhalten nicht ändert:
- sonst möchte ich den Kontakt zu dir erst mal 6 Monate auf Eis legen
- sonst beschwere ich mich beim Projektleiter/Teamleiter/Vorgesetzten
- sonst gehe ich damit zum Betriebsrat
- sonst kündige ich
- sonst ziehe ich für einen Monat aus
- sonst verlasse ich dich
Hier wird es natürlich trickreich, denn du musst auch willens und in der Lage sein, die Konsequenzen wahrzumachen. Droh nie mit etwas, was du nicht auch wahrmachst, denn dadurch verlierst du noch mehr Respekt und wirst noch weniger ernst genommen.
Natürlich gibt es immer auch Situationen, bei denen man in so klaren Abhängigkeitsverhältnissen steckt, dass man sich durch die angekündigten Konsequenzen ins eigene Fleisch schneiden kann. Wenn man seine Familie ernähren muss, sollte man nicht leichtfertig mit Kündigung drohen, wenn der Chef einen respektlos behandelt.
Was du hier versuchen kannst, ist, deinem Gegenüber klarzumachen, welche Wirkung sein Verhalten auf sein Umfeld hat: „Chef, Sie sind so unfreundlich zu allen, dass das Betriebsklima total am Boden ist und alle nur noch mit halber Kraft arbeiten, und das kann ja nicht Ihr Interesse sein.“
Diese erwachsene Art, auf Respektlosigkeiten zu reagieren, muss man natürlich üben. Oft wird man unterbrochen, weiter ausgelacht oder lächerlich gemacht oder das Gegenüber geht aus dem Raum, so dass man seinen Punkt gar nicht rüberbringen kann. Je konfliktscheuer und schüchterner du bist, desto mehr Übung brauchst du.
Und es ist wichtig, dass du dein neues Verhalten einübst, sonst wird sich wahrscheinlich nichts ändern.
Üben können Sie auf die folgenden Arten:
- Übe im Kopf, indem du dir täglich vorstellst, wie du souverän und stark reagierst. Stell dir die Situation möglichst bildhaft und detailreich vor. Was sagst du? Wie klingst du? Wie ist deine Gestik und Mimik? Was tust du genau? Was siehst du? Was hörst du? Wie fühlst du dich idealerweise?
- Du kannst mit einem Freund oder einer Freundin im Rollenspiel üben. Dabei nimmt dein Freund die Rolle deines Widersachers ein und ist gespielt gemein zu dir. Und du übst dann dein neues Verhalten.
- Und du kannst in der freien Wildbahn, also in realen Situationen, üben. Aber möglichst zuerst da, wo es um nicht so viel geht. Also nicht gleich mit dem eigenen Chef anfangen, sondern eher mit einer Kassiererin, die pampig zu dir ist.
Und es ist auch nicht schlimm, wenn du beim Üben zitterst, feuchte Hände hast und deine Stimme ein bisschen wackelig ist. Wichtig ist, dass du damit anfängst, für dich einzustehen. Nur wenn du bereit bist, deine Angst ein bisschen auszuhalten, wirst du hier besser werden.
Verhalte dich verlässlich
Kommen wir zum letzten Punkt: Du willst, dass man dich ernst nimmt. Dazu musst du dich erst einmal selbst ernst nehmen. Und du musst dafür sorgen, dass andere dich nicht ohne Konsequenzen respektlos behandeln.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt.
Wenn du von anderen ernst genommen werden willst, dann musst du dich auch so verhalten, dass man dich ernst nehmen kann.
Konkret bedeutet das, dass du dich berechenbar und verlässlich verhälst. Du musst zum Beispiel tun, was du angekündigt oder gar versprochen hast. Versprich nichts, von dem du nicht weißt, ob du es auch einlösen kannst.
Das gilt bei größeren Versprechungen. Aber es gilt auch im Kleinen. Auch wenn du jemandem eine Kleinigkeit verbindlich zusagst, musst du es also auch einhalten, sonst gilst du schnell als unzuverlässig und verlierst den Respekt der Menschen.
Deswegen ist es auch so wichtig, dass du die Konsequenzen wahrmachst, wenn du sie angedroht hast. Sonst werden die anderen dich nicht ernst nehmen.
Wenn ich ernst genommen werden will, muss ich also zu meinem Wort stehen. Sonst kann mich niemand ernst nehmen.
Das waren 4 Tipps, wie du erreichen kannst, dass man dich ernster nimmt:
- Versteh, dass es DEIN Job ist, etwas zu ändern, und nicht die Aufgabe der anderen.
- Ändere deine Einstellung dir selbst gegenüber. Du musst dich erst selbst respektieren, damit andere dich respektieren können.
- Übe es, dich selbst zu behaupten. Trainier das so lange systematisch, bis du dich souverän gegen Respektlosigkeiten wehren kannst.
- Verhalte dich verlässlich und berechenbar, so dass andere dich respektieren können.
Und dann hast du irgendwann auch diese natürliche Autorität und niemand wird mehr auf dir rumtrampeln.
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