Eine Richtung im Leben zu finden ist nicht ganz einfach. Denn wir leben in einer Zeit und in einem Land der 1001 Möglichkeiten. Egal, ob du gerade auf der Suche nach deinem privaten oder deinem beruflichen Glück bist: Am Anfang deiner Reise solltest du eine zentrale Frage beantworten können, nämlich: „Wer bin ich?“. Hier erfährst du, warum das so wichtig ist und welche Möglichkeiten es gibt, herauszufinden, wer du wirklich bist – inklusive hilfreicher Übungen.
Inhaltsverzeichnis
Wie finde ich heraus, wer ich bin und wieso ist das so schwer?
Niemals zuvor standen jedem von uns hier im westlichen Europa so viele Möglichkeiten zur Verfügung, was Hobbys, Partnerschaften oder mögliche Berufe angeht. Und die große Anzahl der Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten, hat es nicht unbedingt leichter gemacht, Entscheidungen zu treffen. Denn in diesem Wald der Möglichkeiten kann man sich schnell verirren. Und dann fragt man sich:
„Toll, ich kann alles tun. Aber was davon ist denn das Richtige für mich? In welche Richtung soll ich mich bewegen?“
Die Theologie, die Psychologie oder die Philosophie befassen sich seit jeher mit der Frage: „Wer bin ich?“ Doch auch sie können dir die Antwort nicht nennen. Nein, die Antwort kannst du dir nur selbst geben. Indem du dich intensiv mit dir selbst auseinandersetzt. Mit deinen Wünschen, Zielen, Bedürfnissen, Träumen und deinen realen Möglichkeiten.
Dabei können dir die folgenden Fragen als Leitlinie dienen, wenn du herausfinden möchtest, was dich im Inneren ausmacht:
- Welche (Charakter-)Eigenschaften zeichnen dich als Mensch aus?
- Was sind deine Stärken und Schwächen?
- Welche Bedürfnisse hast du und wie lässt du es dir gut gehen?
- Welche Werte prägen dein Leben?
- Nach welchen Glaubenssätzen und Überzeugungen lebst du?
Du und ich, wir sind alle ganz individuelle Menschen, die unterschiedliche Dinge gut können und denen unterschiedliche Dinge wichtig sind. Die Antworten unterscheiden sich deshalb bei jedem und jeder. Du musst also einfach nur die Fragen von oben beantworten.
Aber ganz so leicht ist es leider doch nicht und deshalb haben wir für dich den Weg in Richtung Selbstfindung in kleine Schritte zerlegt. Die Frage „Wer bin ich?“, beantwortet sich nämlich am besten in kleinen Häppchen. Alles, was du für diese einzelnen Etappen benötigst, erfährst du hier.
Die Grundlage: Beschäftige dich mit dir selbst
Wenn du herausfinden möchtest, wer du bist und was du vom Leben willst, kommst du nicht drum herum, dich längere Zeit auf freundliche und verständnisvolle Art mit dir selbst zu beschäftigen. Bei diesem „Mit sich selbst beschäftigen“ helfen dir 3 Ideen, die ich hier mit dir teilen möchte:
- Idee 1: Ich bin dann glücklich, erfüllt und zufrieden, wenn ich ein Leben führe, das zu meiner Persönlichkeit, zu meinen Stärken und zu meinen Schwächen
- Idee 2: Ich bin glücklich und zufrieden, wenn meine persönlichen, individuellen Bedürfnisse erfüllt werden.
- Idee 3: Und ich bin glücklich und zufrieden, wenn mein Leben eine Richtung hat.
Diese 3 Punkte müssen mehr oder weniger erfüllt sein, damit wir unser Leben als vollständig und erfüllend erleben. Die Frage „Wer bin ich?“ liefert dir also den direkten Weg zum glücklich sein. Den Weg zu gehen ist dann allerdings keine ganz so keine leichte Aufgabe.
Deshalb solltest du jene drei Grundgedanken auch eher als Ideal sehen, auf das du dich schrittweise zubewegen kannst – und zwar ohne den Anspruch, diesen Zustand jemals komplett zu erreichen. Aber jeder Schritt, den du dich auf dieses Ideal zubewegst, ist ein Gewinn für dich. Jeder erfolgreiche Schritt macht dein Leben besser, weil er dich mehr zu dir selbst führt und hilft herauszufinden, wer man ist. Und deswegen lohnt es sich, diesen Weg zu gehen.
5 grundlegende Fragen: Wer bin ich und was sind meine Wünsche und Bedürfnisse?
Die Erfüllung meiner persönlichen grundlegenden Wünsche und Bedürfnisse ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich ausgeglichen und zufrieden bin. Nur wissen die meisten Menschen gar nicht, was sie brauchen, weil sie eben nicht genau wissen, wer sie wirklich sind. Dabei hat jeder von uns andere Schwerpunkte bei seinen Bedürfnissen.
Der eine braucht viel Ruhe, der andere viel Lebendigkeit. Die eine braucht Schönheit und Styling, während die andere Natur und Ursprünglichkeit braucht. Damit du dich jetzt tiefergehend mit deinen Bedürfnissen auseinandersetzen kannst, möchte ich dir eine Übung ans Herz legen. Dafür gehst du in dich und beantwortest folgende Fragen:
1. Was willst du nicht?
Oftmals fällt es uns leichter, zu sagen, was wir nicht wollen, als zu benennen, was wir wollen. Nimm dir im ersten Schritt ein Blatt Papier und schreibe 3 Dinge untereinander, die du in deinem Leben nicht mehr willst. Frage dich also:
„Was will ich nicht mehr? Was oder wer darf gerne gehen? Was darf aus meinem Leben verschwinden?“
Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen.“
2. Was willst du stattdessen?
Im zweiten Schritt der Übung gehe jeden deiner 3 “Will ich nicht mehr”-Punkte durch und frage dich bei jedem dieser 3 Punkte:
„Was will ich stattdessen?“.
Die Antwort schreibst du dann hinter das, was du nicht mehr willst. Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Ich möchte anstelle dessen auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde.“
3. Wieso willst du das?
Nun weißt du schon, was du willst. Der nächste Schritt ist nun, zu überlegen, welches grundsätzliche Bedürfnis hinter diesem Wunsch steckt. Dafür fragst du dich bei jedem deiner drei Wünsche:
„Warum will ich das?“ oder
„Was verspreche ich mir davon?“.
Die Antwort schreibst du hinter den jeweiligen Wunsch. Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte ich auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Und zwar, weil ich das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden habe.“
4. Wie kannst du deine Bedürfnisse erfüllen?
Frage dich dann im vierten Schritt bei jedem einzelnen deiner Bedürfnisse, was passieren müsste, damit es erfüllt wäre. Dieser Schritt ist wichtig, damit deine Bedürfnisse in deinem Kopf nicht nur als abstrakte Konzepte herumgeistern.
Du brauchst ein klares Bild, was ein Bedürfnis für dich bedeutet, denn nur so kannst du später auch gezielt dafür sorgen, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden. Frage dich deswegen:
„Was müsste passieren, damit dieses Bedürfnis erfüllt wird?“, und schreibe die Antwort hinter das jeweilige Bedürfnis.
In unserem Beispiel sähe das so aus: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte ich auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Denn ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden.
Um das im Kleinen zu erfüllen, müsste ich im Alltag irgendeinen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann. Oder ich müsste wirklich aufs Land ziehen.“
5. Was musst du dafür tun?
Und als letzten Schritt überlege dir für jedes deiner Bedürfnisse bitte kleine, einfache und machbare Maßnahmen, wie du deinen Bedürfnissen einen klitzekleinen Schritt näher kommen kannst. Frage dich dafür:
„Was wäre der erste Schritt zum Ziel?“.
Entsprechend wäre das in unserem Beispiel:
„Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Ich möchte auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden. Ich müsste einen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann. Ich werde mir als Erstes überlegen, wo dieser Ort sein könnte.“
Nach diesem Muster kannst du all deine „Will ich nicht mehr“-Punkte durchgehen und daraus konkrete nächste Schritte entwickeln, um den dahinter stehenden Bedürfnissen in deinem Leben einen noch größeren Raum zu geben. Und der Start dieser Übung war die Frage: „Wer bin ich und was brauche ich?“ Lass uns einen weiteren Aspekt der Selbstfindung betrachten.
Selbstfindung ist ein Prozess, keine Endstation
Wie sehen mich andere? Wie wäre ich gerne idealerweise? Wie sehe ich mich? Fremdbild, Idealbild und Selbstbild.
Diese 3 Begriffe gehören auch zur Frage „Wer bin ich?“ dazu. Es geht hier um die Wahrnehmungen von dir. Es geht quasi Geschichten und Bilder über dich. Entweder von anderen oder auch von dir selbst gezeichnet. Dein wahres Ich liegt meist irgendwo dazwischen. Und es ist nie in Stein gemeißelt, sondern verändert sich im Laufe des Lebens.
Damit du eine weitere Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“, finden kannst, haben wir zwei Übungen inkl. Material zum Ausdrucken für dich bereitgestellt.
Wer bin ich und was zeichnet meine Persönlichkeit aus?
Wenn ich mir ein Leben schaffen möchte, das im Einklang mit mir selbst ist, muss ich also erst einmal herausfinden, wer ich bin. Damit diese komplexe Frage einfacher wird, haben wir hier eine kleine Übung vorbereitet, mit der du deine Charaktereigenschaften benennen kannst. Dadurch wird dir noch klarer, wer du bist und was dich als Mensch ausmacht. Mit all deinen Stärken und Schwächen.
Hier haben wir also eine Liste mit Charaktereigenschaften für dich zum Herunterladen erstellt. Druck sie dir ganz einfach aus und fülle sie ehrlich aus. Dafür schätzt du dich bei jeder Charaktereigenschaft selbst ein, indem du in jeder Zeile der Tabelle einen Wert von –3 (überhaupt nicht) bis +3 (sehr stark ausgeprägt) einträgst.
Beim Beantworten hilft es dir, wenn du immer nach konkreten Beispielen in deinem Leben suchst, in denen man sehen konnte, ob du diese Eigenschaft besitzt oder eher nicht. Du meinst zum Beispiel, du seist sehr durchsetzungsstark? Dann müssten dir zumindest ein paar Situationen einfallen, in denen du diese Eigenschaft beweisen konntest. Falls nicht, kannst du dir hier keine +3 geben!
Schätze deine Charaktereigenschaften ein
Dann kommt der Gegencheck. Drucke dir die Liste ein weiteres Mal aus und gib sie an einen Bekannten/eine Bekannte von dir Bitte ihn/sie, einmal zu jeder der Charaktereigenschaften eine Fremdeinschätzung zu geben. Wenn du dann die Liste abgleichst, beide Ergebnisse auswertest und in Einklang bringst, dann kannst du schon einmal ziemlich konkret benennen, wie du gestrickt bist.
Du hast noch nicht genug? Dann lass uns noch etwas versuchen.
Wer bin ich und in welche Richtung soll mein Leben gehen?
Im nächsten Schritt deiner Selbstfindung geht es um die Frage, wohin du dein Leben lenken möchtest. Es geht um deine Leidenschaften, deine Ziele, deine Wünsche und irgendwann vielleicht auch um den Beitrag, den du zum großen Ganzen leisten möchtest. Und um deine Werte, also das was dir wichtig ist im Leben.
Wenn du weißt, welche Werte du hast, weißt du oft auch schon, wohin du willst und wer du wirklich bist. Unsere Richtung im Leben hat ganz oft etwas damit zu tun. Also den Dingen, die uns wichtig und für uns unverzichtbar im Leben sind. Um deinen Werten auf die Spur zu kommen, frage dich:
- Was würde ich vermissen, wenn ich es nicht mehr hätte?
- Ohne was möchte ich nicht leben?
- Worum würde ich kämpfen, wenn es bedroht ist?
- Wovon braucht die Welt mehr?
Auch dazu haben wir eine lange Werte-Liste zum Downloaden für dich. Diese Liste kannst du als Inspiration für dich nutzen, um auf Ideen zu kommen. Dazu musst du die folgenden zwei Schritte beherzigen:
- Stelle dir bitte die obigen Fragen. Nutze die Werte-Liste als Hilfe. Und wenn du durch die Fragen deine Werte gefunden hast, schreibe sie auf ein Blatt Papier.
- Überprüfe jeden gefundenen Wert bitte auch wieder durch konkrete Beispiele aus deinem Leben. Frage dich: „In welcher Situation habe ich für diesen Wert gekämpft? Wann habe ich diesen Wert vertreten und durch mein Handeln gezeigt, das mir das wichtig ist?“
- Frage dich im nächsten Schritt: „Was kann ich tun, um meine Werte noch mehr zu leben?“, und schreibe die Antwort dahinter.
Zum Beispiel könnte das so aussehen: „Ich finde, die Menschen sollte sich mehr um die Umwelt kümmern. Umweltschutz ist mir wichtig. Ich werde mich einer Naturschutzorganisation anschließen und für den Umweltschutz kämpfen.“
Lerne deine Werte kennen
Aus deinen Werten heraus ergibt sich dann ganz oft automatisch eine Richtung für dein Leben. Keine beliebige, willkürliche Richtung. Sondern eine, die aus deinem Inneren kommt und gespeist von dem ist, was dir im Inneren wirklich wichtig ist.
So … das waren 3 Übungen, mit denen du den Fragen „Was will ich?“, und vor allem „Wer bin ich?“, ein wenig auf die Spur kommen kannst. Warum das so wichtig ist, erfährst du jetzt.
Wer bin ich? – 5 Gründe, warum du das unbedingt wissen solltest
Auch, wenn es für viele auf den ersten Blick nicht so scheint: Du selbst entscheidest, wo du lebst, mit wem du zusammen bist, als was du arbeitest, womit du dich beschäftigst, und welche Entscheidungen du triffst. Und je besser du dich kennst, umso besser kannst du dein Leben so gestalten, dass es zu dir, zu deiner Persönlichkeit, deinen Werten und deinen Bedürfnissen passt.
Und eigentlich wissen wir doch oft schon genau, wo es mit uns und unserem Leben hingehen soll. Jedoch haben viele von uns verlernt, auf unsere innere Stimme zu hören. Hier findest du deshalb 5 gute Gründe, herauszufinden wer man ist, und welche Vorteile es hat, vermehrt in sich hineinzuhören.
- Wenn du dich selbst kennst, weißt du, warum du vielleicht noch nicht vollkommen glücklich Zu wissen, wer man ist, hilft also beim glücklich werden.
- Selbsterkenntnis hilft dir, die bessere Entscheidungen zu treffen. Denn zu wissen, wer du bist, gibt dir innere Weisheit und Klarheit.
- Du wirst selbstsicherer und selbstbewusster, denn du weißt genau, wer du bist und stehst dazu. Mit all deinen Stärken und Schwächen.
- Du verstehst viel besser, warum du so tickst, wie du tickst. Sich selbst zu kennen, bedeutet auch, herauszufinden, warum wir so sind, wie wir sind oder warum wir uns so verhalten, wie wir es nun mal tun.
- Du wirst wahrscheinlich viel erfolgreicher werden. Denn wenn du weißt, wer du bist und wer du nicht bist, wird du öfter die Projekte in deinem Leben angehen, die wirklich erfolgversprechend für dich sind. Und du wirst dann dementsprechend öfter Erfolge erleben.
Und zu guter Letzt: Selbsterkenntnis macht Spaß. Es macht Spaß, etwas über sich herauszufinden. Aha-Erlebnisse zu bekommen. Sich selbst zu beobachten und zu analysieren. Ein klareres Bild von sich selbst zu zeichnen und das dann auch ganz langsam im Außen zu zeigen. Es macht Spaß, zu erkennen wer ich im Inneren wirklich bin um dann auch im Außen immer mehr dieser Mensch zu werden.
Wer bin ich: herausfinden, wer man wirklich ist
Bist du unzufrieden? Und weißt einfach nicht, an welcher Stellschraube du drehen musst, damit du endlich glücklich im Leben wirst? Dann lautet der erste Schritt: Lerne dich selbst kennen. Finde heraus, was dir wichtig ist. Was du wirklich brauchst. Was dich als Mensch ausmacht. Kurz gesagt: Suche die Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“ Mit den vorgestellten Grundlagen, Fragen und Übungen kannst du die ersten Schritte in Richtung Selbsterkenntnis gehen.
Ralf Senftleben
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