Drei Mönche waren auf dem Weg zurück zur Einsiedelei und durchquerten dabei einen Wald. Plötzlich stellte sich ein Krieger vor ihnen auf und rief stolz:
“Ihr wollt hier durch? Nein, ich lasse niemanden an mir vorbei! Oh, Ihr denkt wohl, Ihr seid was Besseres, nur weil Ihr Mönche seid. Na wartet!” Er zückte sein Schwert und drohte damit dem Mönch, der ihm am nächsten stand.
Dieser sagte furchtlos: “Du kannst mich nicht töten. Und wenn du’s versuchst, werde ich hinterher weiterleben.”
Der Krieger lachte und schrie: “Das wollen wir doch mal sehen!” Und schlug dem Mönch voller Wut mit einem einzigen Hieb den Kopf ab.
Plötzlich tat einer der anderen Mönche einen Schritt nach vorne und sagte zum Krieger: “Hab ich dir nicht gesagt: du kannst mich nicht töten, denn ich werde weiterleben!”
Der Krieger, völlig überrascht, schrie mit sich überschlagender Stimme:” Was sagst du da?? Ich hab dich doch getötet…. oder ihn, der da liegt. Da liegt er doch! Getötet hab ich ihn!”
Der Mönch erwiderte: “Hast du nicht. Ich bin noch da, wie du siehst!”
Der Krieger: “Nein, ich glaub dir nicht! Und ich werd’s dir jetzt beweisen!” Und schlug auch diesem zweiten Mönch mit einem Hieb den Kopf ab.
Doch als nun auch der dritte Mönch einen Schritt nach vorne tat und mit eindringlicher Stimme zu ihm sagte, “Ich habe dir schon zwei Mal gesagt: du kannst mich nicht töten, denn ich werde weiterleben”, verlor der Krieger die Kontrolle, fiel auf die Knie und begann vor Verzweiflung zu schluchzen.
Der Mönch sagte: “Was du vorhattest, war nicht möglich, Krieger. Du kannst das Leben nicht töten. Und wenn du’s doch versuchst, wirst du nur die Schale zerstören, aber der Lebenskern lebt weiter, in dieser Blume hier, in diesem Stein, in mir und… in dir. Ja, großer Krieger, wen immer du bisher getötet zu haben glaubtest, der lebt auch in dir weiter. Hast du das gewusst?”
Der Krieger, nun ein gebrochener Mann, aus dessen Augen der Wahnsinn längst verschwunden war, sagte leise: “Was hier geschehen ist… was du da sagst, das ist zu viel für mich, zu viel…”
Der Mönch nahm die Hand des Kriegers in seine und sagte sanft: “Ich werde dir helfen zu verstehen. Wir haben viel Arbeit vor uns, aber es ist nicht zu spät, auch für dich nicht, Krieger.”
Von Berkant Haydin
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