Alle Menschen träumen. Auch wenn du dich vielleicht nicht daran erinnern kannst – du träumst trotzdem. Und zwar drei bis viermal pro Nacht insgesamt ca. 2 Stunden lang. Statistisch gesehen hat eine Person, die 75 Jahre alt ist in ihrem Leben mehr als 100.000 Träume gehabt. Wir träumen in bestimmten Schlafphasen – vor allem kurz bevor wir aufwachen. Traumlos sind allein die extremen Tiefschlafphasen.
Die Aktivitäten unseres Gehirns im Schlaf lassen sich messen. Elektroden an der Kopfhaut können die entsprechenden Hirnwellen aufzeichnen. Außerdem lassen sich an den Augenbewegungen ebenfalls Traumaktivitäten erkennen: Wenn wir träumen, bewegen sich unsere Augen hinter den geschlossenen Lidern sehr schnell. Man spricht dann von REM-Phasen (Rapid Eye Movement – zu deutsch: schnelle Augenbewegung).
Warum soll ich mich überhaupt mit meinen Träumen befassen?
Man kann sich fragen, warum man sich überhaupt mit Träumen beschäftigen sollte. Manch einem erscheinen sie wie eine Art Abfallprodukt des Gehirns. Andere träumen schlecht und wollen sich eigentlich gar nicht daran erinnern. Und wieder andere wissen am nächsten Morgen gar nicht, ob und was sie geträumt haben.
Es ist aber lohnenswert, sich einmal mit den eigenen Träumen zu beschäftigen, denn sie können uns viele wertvolle Hinweise geben – einerseits über uns selbst und über unser Unterbewusstsein und andererseits können wir sie als Quelle der Inspiration und für neue Ideen nutzen.
In unseren Träumen spricht unser Unterbewusstsein
Das wirklich Faszinierende an unseren Träumen ist, dass wir uns in ihnen von jeglichen Begrenzungen und Zwängen befreien können.
Da in unseren Träumen unser Unterbewusstsein aktiv wird, kommen wir in Kontakt mit unserem Ur-Innersten. Erkenntnisse durch Träume können sehr aufschlussreich sein, wenn wir mehr über uns selbst erfahren wollen. Die Botschaften können uns aber auch Angst machen.
Träume können wir in verschiedene Kategorien einteilen. Man hat festgestellt, dass bestimmte Traumtypen bei vielen Menschen auftauchen. Die meisten Träume werden aufgrund ihres zentralen Themas eingeteilt, z.B. Angst-, Fall-, Flug- oder Tierträume. Weiterhin unterscheidet man Wunsch- und Erfüllungsträume von Angst- und Beklemmungsträumen. Die Häufigkeit und Intensität der Träume ist alters- und geschlechtsabhängig. So träumen Kinder meist viel lebhafter und intensiver als Erwachsene. Weiterhin hat man herausgefunden, dass Frauen viel häufiger als Männer auch farbig träumen oder Musik im Traum vernehmen können.
Träume, die durch äußere Reize hervorgerufen werden
Häufig sind auch äußere Reize oder Impulse die Ursache von Traumbildern. So können Sie beispielsweise Geräusche, Gerüche, Temperaturschwankungen (z.B. wenn Ihre Decke verrutscht und Ihr Bein frei liegt) oder auch die Berührung mit dem Stoff oder der Unterlage in Ihren Träumen verarbeiten. Darüber hinaus verarbeiten wir auch konkrete Geschehnisse und Eindrücke – aus der Gegenwart oder Vergangenheit. So träumen wir nach einem Film möglicherweise die Handlung nach oder träumen von leidenschaftlichem Sex, nachdem wir gerade mit unserem Partner geschlafen haben. Solche Träume haben keine tiefere Bedeutung und sollten für eine psychologische Deutung nicht herangezogen werden.
Und manch einer träumt wahr
Immer wieder scheint es auch das Phänomen der Wahrträume zugeben – also das Vorwegträumen realer Ereignisse, die in der Zukunft tatsächlich eintreffen. Das führt dann zu Dejavú-Erlebnissen, bei denen man denkt, eine Situation schon mal erlebt zu haben. Diese Art von Träumen wird vor allem in der Parapsychologie näher erforscht.
Luzides Träumen – Träume bewusst nutzen
Wir können unsere Träume auch selbst beeinflussen. So kannst du z.B. einen Verfolgungstraum, den du immer und immer wieder hast, versuchen bewusst zu verändern, indem du dir vor dem Einschlafen vornimmst, im Traum auf der Flucht einfach stehen zu bleiben und den Verfolger anzusprechen. Du stellst dir dazu deinen Traum vor deinem geistigen Auge vor und auch die veränderte Handlung. Es bedarf ein bisschen der Übung, aber so kannst du quälende Träume beenden. Du kannst dieses Phänomen auch so nutzen, dass du, wenn du z.B. neue Ideen finden musst, dir am Abend fest vornimmst, etwas zu der jeweiligen Aufgabenstellung zu träumen. Notiere dir dann beim Aufwachen sofort alles, an das du dich erinnern kannst, auch wenn es scheinbar zunächst nichts mit deiner Ideensuche zu tun hat. Oft sehen wir die Verbindung erst, wenn wir Abstand gewonnen haben. Von dem Chemiker Friedrich A. Kekulé wird z.B. behauptet, dass er verzweifelt auf der Suche nach der Formel für Benzol war, als er eines Nachts von einer Schlange träumte. Zunächst konnte er damit nichts anfangen, fand aber dann durch das Bild der Schlange die Ringformel für das Benzol.
Wer sich an seine Träume – ob positive oder negative – erinnern kann, möchte oft wissen, was sie bedeuten könnten. Bei manchen Träumen fällt uns eine Deutung leicht, denn sie sind die Folge konkreter Erlebnisse und wir können sie eindeutig bestimmten Geschehnissen in unserem Leben zuordnen. Bei anderen Träumen ist es schwieriger, denn sie sind in Symbolen und Metaphern verschlüsselt und machen auf den ersten Blick wenig Sinn.
Traumdeutung – Ursprung und Entwicklung
Früher wurden Träume meist zur Zukunftsdeutung genutzt. Erst Sigmund Freud sah in den Symbolen und Bildern der Träume die Möglichkeit, diese psychologisch auszuwerten und damit die Person besser zu verstehen. Für Sigmund Freud stammten die Bilder in den Träumen aus dem Unterbewusstsein und stellten Elemente oder Gedanken dar, die der Mensch zuvor verdrängt hatte. Er unterschied aber zwischen den ursprünglichen verdrängten Elementen und den Traumbildern insofern, als dass das Ich (der bewusste Teil) die unbewussten Elemente in Traumbildern chiffriert. Nur so kann der Mensch trotz der Konfrontation mit den unbewussten Elementen ruhig weiterschlafen. In der Psychoanalyse nach Sigmund Freud werden Träume interpretiert und es wird versucht, die eigentlich unbewussten Elemente zu finden. Sigmund Freud und später auch C.G. Jung nahmen an, dass Träume zusätzlich ererbte archaische Elemente enthalten, die sich aus den Erfahrungen der Vorfahren der Person bilden. Demnach wurden einige Symbole als sogenannte Archetypen bezeichnet und entsprechend gedeutet.
Erste Voraussetzung: sich an die Träume erinnern
Um sich mit den eigenen Träumen befassen zu können, muss man sich zunächst überhaupt an sie erinnern können. Traumbilder verflüchtigen sich oft so schnell, dass wir nur noch vage Erinnerungsfetzen im Kopf haben und sie schnell komplett vergessen. Du kannst aber trainieren, dich an deine Träume zu erinnern. Dazu kannst du z.B. Folgendes tun:
- Nimm dir am Abend bevor du einschläfst fest vor, dich am Morgen an deine Träume erinnern zu können.
- Lege Stift und Papier neben das Bett und schreibe sofort, wenn du aufwachst (auch mitten in der Nacht) auf, an was du dich alles erinnern kannst. Wenn du die Bilder nicht in Worten ausdrücken kannst, zeichne, was geschehen ist.
- Geh deinen Traum noch einmal im Geiste durch, wenn du gerade beim Aufwachen bist und dich noch im Halbschlaf befindest.
- Erinnere dich an deine Träume, bevor du aus dem Bett steigst. Der Kontakt deiner Füße mit dem Boden bringt dich symbolisch und körperlich in die reale Welt. Das kann das Vergessen der Träume verstärken.
- Gib nicht gleich auf, sondern nimm dir immer wieder vor, dich an die Träume zu erinnern. Schreib auch kleine Erinnerungsstücke auf, die dir vielleicht zunächst bedeutungslos erscheinen. So signalisierst du deinem Unterbewusstsein , dass du ein wirkliches Interesse an seinen Botschaften hast.
Unser Unterbewusstsein äußert sich oft in Symbolen. Diese Symbole können dann entschlüsselt und so die Träume gedeutet werden. Dafür gibt es umfangreiche Traumlexika, in denen die einzelnen Symbole mit ihrer Bedeutung aufgeführt sind. Solche Lexika sind weniger dazu gedacht, die Bedeutungen 1:1 auf die eigenen Träume zu übertragen, sondern vielmehr sie als ein Angebot zu sehen und zu schauen, was die Symbole vielleicht mit uns zu tun haben. Beachte bei der Deutung von Trauminhalten immer, ob dein Traum nicht möglicherweise schlicht durch äußere Reize ausgelöst wurde und gar keine tiefere Bedeutung hat.
Deute deine Träume immer subjektiv für sich
Entscheidend ist, dass du deine Träume ganz persönlich für dich selbst auswertest und nicht einfach nur irgendwelchen Schemata, Vorgaben oder Hinweisen anderer folgst. Deine Träume sind etwas sehr persönliches und letztlich liegt der Schlüssel zu den Bildern in dir selbst. Traumdeutungslexika sind eine gute Grundlage, aber viel wichtiger ist es, dass du in dich hineinhorchst und herausfindest, welche Bedeutung ein Bild oder ein Symbol für dich ganz persönlich hat. Sei dabei nicht allzu verbissen, denn nicht immer sollten wir in unsere Traumbilder einen tieferen Sinn hineindeuten. Vielleicht kannst du eine offene und spielerisch neugierige Herangehensweise entwickeln. So werden dir die Botschaften deines Unterbewusstseins am ehesten verständlich. Schreib dir deine spontanen Ideen und Deutungen immer gleich zu deinem Traum auf. So kannst du auch später noch einmal darüber nachdenken und dann fallen dir vielleicht noch weitere Deutungsmöglichkeiten ein.
Traumaufzeichnungen miteinander vergleichen und in Beziehung setzen
Es kann sehr sinnvoll sein, die eigenen Träume über eine gewisse Zeit hinweg zu beobachten und auszuwerten. Wenn du deine Träume aufschreibst, kannst du sie leicht miteinander vergleichen und die Aussagen in Beziehung setzen.
Traumarbeit als Methode für Therapie und Selbsterkenntnis
Viele Therapeuten setzen die Traumarbeit in Therapien oder Selbsterfahrungsseminaren ein. So kannst du mit professioneller Hilfe vielleicht einige Aussagen deines Unterbewusstseins erkennen, die dir sonst unerklärlich geblieben wären. In für dich besonders wichtigen und aufreibenden Lebensphasen kannst du deinen Träumen eine besondere Aufmerksamkeit widmen, denn sie beinhalten vielleicht hilfreiche Hinweise, z.B. wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder Ereignisse zu verstehen. Sprich auch mit anderen Menschen über deine Träume – manchmal kommen von außen sehr aufschlussreiche Hinweise.
Traumdeutungs-Formular herunterladen
Damit es dir etwas leichter fällt, deine Träume festzuhalten und zu analysieren, bekommst du hier das Traumdeutung-Formular
Literatur zum Thema:
- Margret Schlüter-Teichmann: Träume – Geschenke der Nacht
- Eugene T. Gendlin: Dein Körper, dein Traumdeuter
- Johana Miller: Ein Kurs im Träumen
- Hanns Kurth: Lexikon der Traumsymbole
- Russell Grant: Illustriertes Traum- Lexikon
- Holger B. Flöttmann: Träume zeigen neue Wege
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