Bessere Beziehungen durch Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

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„Die Antwort auf die Frage nach der Ursache von Gewalt liegt in der Art und Weise, wie wir gelernt haben zu denken, zu kommunizieren und mit Macht umzugehen.“

– Marshall B. Rosenberg

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

„Hast Du schon einmal etwas von Gewaltfreier Kommunikation gehört?“ – „Na, das brauche ich nicht, denn gewalttätig bin ich sicher nicht.“ Das ist eine Antwort, die zunächst manch einer zu hören bekommt, wenn er/sie diese Frage jemandem stellt.

Der Begriff wurde vor mehr als 40 Jahren von Dr. Marshall B. Rosenberg geprägt, auch in Anlehnung an den gewaltfreien Widerstand Mahatma Gandhis.

Viele TrainerkollegInnen und ich nennen die GFK auch „Wertschätzende und klare“, „Verbindende“ oder „Lebensdienliche Kommunikation“.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist eine Art der Kommunikation, Konfliktlösung und Lebenshaltung.

Unter Gewalt verstehen wir in der GFK jede Form des Denkens und Sprechens, welche moralische Urteile enthält (gut und böse, richtig und falsch, kompetent und inkompetent), oder wenn man sich um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse kümmert, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen.

Gewalt entsteht, wenn wir glauben, dass unsere Gefühle durch das Verhalten anderer verursacht werden und nicht durch etwas, was in uns selbst liegt – nämlich unsere Bedürfnisse (unten mehr dazu).

Eine Form von Gewalt ist weit verbreitet: „Gewalt gegen uns selbst“ – immer dann, wenn wir unsere Bedürfnisse nicht wahrnehmen bzw. über diese hinweggehen, statt uns dafür einzusetzen, glücklich zu leben.

Im Internet können Sie die GFK auch unter dem Stichwort „Giraffensprache“ finden, denn Marshall B. Rosenberg wählte für die innere Haltung und die Sprache, die diese Haltung unterstützt, die Giraffe als Symbol. Die Giraffe ist das Landlebewesen mit dem größten Herzen und repräsentiert die Haltung und Sprache des Herzens.

Als Symbol für eine Haltung und Sprache, die nicht gewaltfrei ist, sondern mit Vorwürfen, Druck, Schuld, Forderungen agiert, verwendet die GFK den Wolf, im internationalen Kontext den „jackal“ – den Schakal.

Grundvoraussetzung für verbindende Kommunikation ist nach Marshall B. Rosenberg die Empathie. Um Empathie (Einfühlung) sowohl für mich selbst als auch für andere entwickeln zu können, brauchen wir eine andere Sprache. Die Sprache, mit der die meisten von uns aufgewachsen sind, war die „Wolfssprache“, diese führt zu Trennung, Rückzug, Abbruch von Verbindungen, Abgetrenntsein von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Die GFK hilft, sich ehrlich auszudrücken sowie empathisch zuzuhören, und dient dem Aufbau von gelingenden Beziehungen.

Wie funktioniert die Gewaltfreie Kommunikation?

Kern des Modells sind die menschlichen Bedürfnisse – sie sind unsere Lebensenergie.

Marshall B. Rosenbergs Aussage „Alles, was ein Mensch jemals tut (oder lässt), ist ein Versuch, sich mindestens ein Bedürfnis zu erfüllen“ ist eine Grundannahme der GFK.

Sind die Bedürfnisse, die uns im Moment wichtig sind, erfüllt, empfinden wir Gefühle wie: erfreut, kraftvoll, begeistert, dankbar, lebendig, motiviert, entspannt, verliebt, zuversichtlich …

Ist hingegen ein uns momentan wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt, sind wir z. B. besorgt, ängstlich, angespannt, genervt, frustriert, verwirrt, überlastet, unzufrieden, sauer, ratlos …

Wenn Sie nun wissen, dass Ihre Gefühle aus erfüllten bzw. unerfüllten Bedürfnissen resultieren, haben Sie die Möglichkeit, in sich hineinzuspüren, welches Bedürfnis gerade „hungrig“ ist, also was Sie gerade am meisten brauchen. Finden Sie es heraus, können Sie Ihr Leben weiterhin aktiv selbst in die Hand nehmen, indem Sie andere z. B. fragen, ob sie bereit sind, Ihnen heute Abend bei XY zu helfen, oder ob Freund/Kollege X bereit ist, Ihnen 5 Minuten zuzuhören, um Ihnen dann Feedback zu Ihren Gedanken zu geben …

Sie formulieren also eine Bitte, die Ihr Bedürfnis erfüllen soll. Auf diesem Weg kümmern Sie sich selbst darum, wieder glücklicher und zufriedener durchs Leben zu gehen. Sie übernehmen die Verantwortung für Ihre Gefühle.

Denke ich so etwas wie „Du bist schuld …“ oder „Die sind schuld, dass es mir jetzt so elend geht“, gebe ich meine Chance, selbst etwas zu verändern, an den anderen ab. Solange der/die sich nicht ändert, werde ich mich wohl noch öfter oder länger „unglücklich“ oder „genervt“ fühlen.

Ein Beispiel dazu:

„Ich bin genervt, weil Du mir schon wieder nichts von dem Termin gesagt hast!“

Wir sind es gewohnt, die anderen für unsere Gefühle verantwortlich zu machen.

Ein Anliegen der Gewaltfreien Kommunikation ist es, ein anderes Bewusstsein von Verantwortung für unsere Gefühle zu fördern.

Als Folge davon beginnen wir, anders zu denken und miteinander zu reden:

„Ich bin genervt, weil ich meine Zeit sinnvoll planen möchte.“

Bei diesem Satz erkennt man: Die Ursache für meine Gefühle liegt in mir. Es geht um meine Bedürfnisse.

Um aus unseren bisherigen Sprachgewohnheiten (Vorwürfe machen, moralisieren, fordern, beschuldigen) auszusteigen, gibt es in der GFK 4 essentielle Schritte:

Die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

  1. wertfreies Wahrnehmen/Beobachten: Zahlen, Daten, Fakten
  2. Gefühle wahrnehmen/benennen
  3. Bedürfnisse wahrnehmen/benennen
  4. Bitte zur Erfüllung des Bedürfnisses äußern

Diese Schritte verwenden wir

a) als Selbstmitteilung

b) als Einfühlung in mein Gegenüber – wie geht es ihr/ihm, was ist ihr/ihm wichtig?

Mit der Selbstmitteilung äußern wir unsere Wahrnehmung, wie es in uns selbst gerade aussieht und was wir gerne hätten. Mit der Einfühlung in den anderen versuchen wir, Gefühle und Bedürfnisse unseres Gesprächspartners zu benennen. Wir wollen verstehen, wie seine Welt gerade aussieht. Beides kann in der Stille gemacht werden und führt dennoch zu Veränderungen.

Im Prozess der Gewaltfreien Kommunikation wechseln wir zwischen Aufrichtigkeit und mitfühlendem Verständnis. Auf dieser Basis ist kooperatives Verhalten wahrscheinlich.

Die 4 Schritte der GFK hören sich zusammen etwa so an:

„Wenn ich a sehe, fühle ich b, weil ich c brauche. Bist Du bereit, mir d zu geben?“

Das Gefühl von Ärger

Tagtäglich durchlebt jeder von uns viele Facetten von Empfindungen und wir stoßen im Zusammenleben mit anderen Menschen (also tagtäglich) auf Gefühle. Im Falle von Ärger, Zorn oder Wut haben wir oft nur zwei Verhaltensweisen entwickelt: „Rückzug und Schweigen“ bedeutet Herunterschlucken der eigenen Anliegen oder „Angriff und Rechtfertigung“, was meistens laut und im Streit endet. Für beide Reaktionsweisen zahlen wir auf Dauer einen hohen Preis. Wir verlieren den Kontakt zu unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, zu unseren Partnern, Kindern oder Kollegen und weiterer unproduktiver Umgang mit Konflikten ist vorprogrammiert. Einen anderen Weg bietet die GFK: Ein produktiver Umgang mit Gefühlen, z. B. mit Ärger, bedeutet, Gefühle bewusst wahrzunehmen, ja zu würdigen, statt sie wegzudrücken oder die Energie gegen sich selbst bzw. andere zu richten.

Ein Beispiel für SIE:

  • Über was oder wen haben Sie sich in den letzten Tagen geärgert?
  • Was denken Sie, wenn Sie sich ärgern? Was denken Sie über die andere Person oder vielleicht auch über sich selbst?
  • Urteilen Sie über die/den anderen: „Der/die sollte oder müsste … hätte lieber …“ oder „Wenn er/sie nur so und so wäre …“?
  • Oder denken Sie für sich: „Der/die ist egoistisch, arrogant, unsensibel – ein Holzklotz!“?
  • Geben Sie Ihrem Ärger Raum und „hören“ Sie Ihren Gedanken dabei zu.
  • Finden Sie jetzt heraus, was unter diesen Gedanken und Urteilen liegt, denn Sie wissen ja bereits: Der eigentliche Grund Ihres Missmuts ist nicht der andere, sondern es sind Ihre unerfüllten Bedürfnisse! Lauschen Sie in sich hinein, entdecken Sie sich wieder – verweilen Sie hier einen Moment und finden Sie heraus, worum es Ihnen geht. Sie werden bemerken, Ihre Gefühle verändern sich!
  • Hinter Ihrem Denken „Der ist so unsensibel“ steckt evtl. das Bedürfnis nach Einfühlung oder Rücksicht.
  • Oder hinter dem Gedanken „Die Kollegen sind so egoistisch“ steckt das Bedürfnis, einbezogen zu werden, das Bedürfnis nach Zusammenarbeit oder der Wunsch, dass auch Ihre Bedürfnisse zählen.
  • Haben Sie Ihr Bedürfnis gefunden, überlegen Sie sich eine konkrete Bitte, die das Bedürfnis erfüllen würde, z. B. einbezogen zu sein: „Ich möchte ab nächsten Montag bei Eurem neuen Projekt mitarbeiten, ist das okay für Euch?“ oder: „Sagt Ihr mir Bescheid, wenn Ihr heute zum Mittagessen geht, ich möchte mit Euch gemeinsam essen – einverstanden?“ oder: „Sagt mir bitte, was Ihr braucht, damit Ihr mich mit Freude beim nächsten Projekt dabeihabt?“

Was sind die Stolperfallen bei der Gewaltfreien Kommunikation?

Um tatsächlich Veränderungen im Denken und in der Kommunikation zu erreichen, braucht es Klarheit und Übung zu bestimmten Schlüsselunterscheidungen, die im Seminar und in den Büchern von Marshall B. Rosenberg erklärt werden, z. B.

Giraffenhaltung Wolfshaltung
Wahrnehmung Kopfkino, Interpretation, Wertungen
Gefühle Gedanken, Urteile, Unterstellungen
Bedürfnisse Strategien
Bitten Forderungen

Jeder braucht eigene Strategien, um in Bruchteilen einer Sekunde die Achtsamkeit zu haben, anderen aus einer bewusst gewählten Energie zu begegnen!

Als „Wolf“ richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das, was eine Person in unseren Augen „ist“: großzügig, unzuverlässig, egoistisch, genial. Wölfe glauben zu wissen, was richtig oder falsch ist, und glauben, Recht zu haben!

Eine verbindende und somit gewaltfreie Sprache richtet die Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse und Werte: Was brauche ich gerade, was ist mir wichtig, was braucht mein Gegenüber, was ist ihm/ihr wichtig?

Bin ich aus Gewohnheit wieder in der Wolfswelt gelandet, kann ich jederzeit wieder zur Giraffenhaltung zurückkommen, nur muss ich es eben zuerst bemerken!

Der unausweichlich wichtigste erste Schritt ist, dass wir mit unseren eigenen Absichten und Bedürfnissen in Verbindung kommen. Es erfordert also den Mut, sich verletzlich zu zeigen.

Wann ist die Gewaltfreie Kommunikation sinnvoll?

Wofür die GFK-Sprache sicher nicht dient, sind Alltagssituationen, in denen wir miteinander sprechen, ohne dass ein Konflikt oder ein Missverständnis vorliegt. Die 4 Schritte dienen dazu, in Konfliktsituationen neue Sprachmöglichkeiten zur Verfügung zu haben und zur Selbstklärung mit sich in Verbindung zu kommen.

Sinnvoll ist es, meiner Erfahrung nach, die Haltung verinnerlicht zu haben, um bemerken zu können, was Marshall B. Rosenberg so ausdrückt:

„Was immer wir tun, es ist das Schönste und Beste, was uns im Moment zur Verfügung steht, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.“

Menschen tun, was sie tun, weil sie sich Bedürfnisse erfüllen wollen. Auch wenn das manchmal sehr tragische Verhaltensweisen sind, die wir nicht gutheißen, möchte die GFK zunächst verstehen: „Connection before correction.“

GFK fördert

  • klare Verständigung
  • die Selbstklärung oder Selbstreflexion
  • die 100%ige Selbstverantwortung aller
  • offene Begegnungen
  • verstehen und verstanden werden
  • nachhaltige Konfliktklärungen
  • einen respektvolleren Umgang (unter Kollegen, Partnern, Schülern, Lehrern etc.)

GFK schafft tiefe, ehrliche und lebendige Beziehungen

In Unternehmen, egal ob klein, mittelständisch oder Dax-notiert, führt die Einführung des Rosenberg-Modells zu deutlichen Steigerungen in der Mitarbeiterzufriedenheit, Gespräche werden prägnanter, Umsetzungen konkreter geplant, Projekte effizienter durchgeführt.

In Familien sowie für Partnerschaften werden Sie viel mehr voneinander erfahren, wenn Sie zunächst zuhören und danach zuhören und noch einmal nachfragen, um wirklich zu verstehen, anstatt vorschnell mit einem „Aber“ zu reagieren und damit einen offenen Austausch zu beenden. In einem „Ja, aber“-Streitgespräch, in dem es jedem nur darum geht, den eigenen Standpunkt darzustellen oder Recht haben zu wollen, entsteht nur selten Verständigung und Verbindung.

Es braucht zum einen Zeit und Übung, die GFK zu verinnerlichen, und zum anderen braucht es Zeit und bewusste Achtsamkeit, den jeweils anderen zu verstehen und selbst verstanden zu werden. Aber es lohnt sich!

Fazit – intensiver leben!

Lernen Sie, die Botschaft hinter den Worten zu hören, die Bedürfnisse, um die es Ihrem Gegenüber geht, die es nur nicht ausdrücken kann, weil es das nicht gelernt oder wieder verlernt hat (so ging es mir selbst auch).

Durch empathisches Zuhören und Aufrichtigkeit, ohne zu verletzen, ernten Sie neben lebendigen Beziehungen Wertschätzung, intensive Lebensfreude und Erfolg – privat wie beruflich! Sowohl viele Kunden, Mitarbeiter, Chefs als auch SchülerInnen, KollegInnen und Partner oder Kinder profitieren von dieser Art der Kommunikation und Haltung!

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