Häufig nehmen wir lieber Unglücklichsein in Kauf, als wirklich etwas in unserem Leben zu verändern.
Immer wieder können wir feststellen, dass Menschen nur dann etwas ändern, wenn sie wirklich nicht mehr anders können. Sozusagen mit dem Rücken an der Wand stehen. Davor gab es aber oft einen langen Leidensweg.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen zeigen, warum wir Veränderungen so lange vor uns herschieben. Dazu gebe ich Ihnen Tipps, wie Sie in Zukunft besser ins Handeln kommen können.
Die Angst vor der Veränderung
Als Außenstehende kann man oft nicht verstehen, warum jemand nicht schon längst etwas verändert, z. B. die Stelle gekündigt oder die Beziehung beendet hat. Auch Betroffene können teilweise sagen, dass sie selber wissen, dass sie was ändern müssen und auch wirklich etwas ändern möchten, es aber nicht können …
Aus meiner Erfahrung als Psychotherapeutin weiß ich, dass es uns Menschen oft große Angst macht, etwas in unserem Leben zu verändern. Denn das, was ich bereits kenne, gibt mir ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Selbst dann, wenn es mich unzufrieden oder gar unglücklich macht. Das Bekannte scheint besser zu sein als alles Unbekannte, weil ich es kenne, weil ich weiß, wie ich handeln muss, wie ich mich schützen kann … Und niemand kann mir wirklich garantieren, dass es besser wird; es könnte ja noch schlechter werden!
Wir Menschen neigen dazu, uns das Schlimmste auszumalen. Ja, wir sind sehr gut darin, Risiken und Gefahren vorwegzunehmen und uns auf das Schlimmste gefasst zu machen. Die Entscheidungspsychologie zeigt in eindrücklichen Experimenten, dass wir empfindlicher für Verluste als für Gewinne sind. Es schmerzt uns beispielsweise mehr, den schlechten Job zu verlieren, als die Chance auf einen guten Job zu verpassen.
Der Glaube, dass es besser wird, steht sehr oft hintenan. Lieber bleiben wir also bei den altbekannten Leiden als bei unbekannten Risiken.
Die Strategie, lieber beim Bewährten zu bleiben, scheint tief in uns verwurzelt. Das Festhalten an Bekanntem bietet mehr Überlebensvorteil als das Eingehen von Risiken. Zudem kann die Angst vor Veränderung auch als Schutz vor Enttäuschung oder vor Verletzung verstanden werden.
Sehr oft hören wir dann auch Aussagen wie „es könnte ja noch schlechter sein“. Und wenn man konkrete Änderungsvorschläge anbietet, kommt postwendend ein „Ja schon, ABER …“ zurück. Sofort finden sich Gründe und Argumente, die sich gegen jeglichen Veränderungsvorschlag aufbauen.
Daran wird deutlich, wie stark wir auf Widerstände und Unannehmlichkeiten fixiert sind. Die möglichen Vorteile und Chancen werden dabei gar nicht wahrgenommen. Und wenn wir die Vorteile sehen, haben wir Angst davor, dass es vielleicht doch noch anders kommen könnte. Dann hätten wir im schlimmsten Fall ja nicht mal mehr unsere Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor einer solchen Enttäuschung wollen wir uns definitiv schützen.
Tipp 1: Entkräften Sie das schlimmste Szenario!
Wie bereits angesprochen, neigen wir dazu, uns auszumalen, dass es noch schlimmer werden könnte. Oft führen wir diesen Gedankengang aber nicht wirklich zu Ende.
Stellen Sie sich die Frage: Was wäre das SCHLIMMSTE, das geschehen könnte? Machen Sie das bitte doch mal ganz explizit und detailliert.
Wenn Sie diese Gedanken des schlimmsten Szenarios mal zu Ende führen, können Sie entdecken, dass das Schlimmste, das durch die Veränderung passieren könnte, weniger Risiko und Gefahren birgt, als Sie zunächst befürchtet haben.
Tipp 2: Veränderung braucht Kraft!
Etwas im Leben anzupacken und zu verändern braucht aber Kraft und eine optimistische Einstellung. Doch genau das fehlt uns sehr oft, wenn wir unzufrieden oder unglücklich sind. Belastende Situationen verlangen viel Energie ab; es ist so, als würde sämtliche Kraft abgesaugt. Woher also die Kraft oder eine optimistische Einstellung nehmen?
Mein Tipp dazu: Achten Sie auf Ihre Gedanken, wenn Sie an eine mögliche Veränderung denken. Sind diese Gedanken eher positiv oder negativ? Stoppen Sie negative, pessimistische Gedanken, und malen Sie sich immer wieder ganz bewusst aus, wie die gewünschte zukünftige Situation sein soll.
Beschreiben Sie diese Situation auf einem Blatt möglichst genau oder malen Sie sich ein Bild dazu. Schreiben Sie auf, was Sie wollen (und nicht, was Sie nicht wollen). Das kann zum Beispiel so aussehen: Ich will einen Partner/eine Partnerin der/die mich ernst nimmt, mir zuhört … Nehmen Sie sich Zeit, auch mal ins Detail zu gehen.
Achten Sie außerdem darauf, dass Sie wieder ganz bewusst etwas für sich tun. Fragen Sie sich: Was gibt mir Kraft und Energie, damit ich etwas verändern kann?
Der erste Schritt in Richtung Veränderung geht also dahin, für sich selber bewusst zu sorgen.
Tipp 3: Veränderung braucht Mut!
Betroffene beschreiben, dass sie selber keine andere Alternative sehen und das Gefühl haben, sie hätten keine andere Wahl.
Wenn man etwas verändern möchte, braucht es aber den Glauben an und das Vertrauen auf das mögliche Bessere. Und es braucht den Glauben an sich selber. Mit Selbstvertrauen und Mut lässt sich die Angst vor dem Unbekannten besiegen.
Machen Sie sich bewusst, welche anderen Hürden Sie in Ihrem Leben bereits gemeistert haben. Wie haben Sie das geschafft? Was hat Ihnen dabei geholfen?
Tipp 4: Eine Änderung der Sichtweise hilft!
Lassen Sie uns abschließend ein kleines Selbstexperiment machen. Bitte führen Sie die folgenden Schritte direkt nach dem Lesen aus:
- Stehen Sie auf und laufen Sie eine Minute im Kreis.
- Laufen Sie noch eine Minute weiter.
- Laufen Sie immer noch weiter, bitte.
- Noch weiter, bitte.
- Weiter im Kreis laufen …
Kommt Ihnen das albern vor?
Welchen Impuls hatten Sie?
Wollten Sie anhalten? Aus dem ewigen, irren Trott aussteigen?
Diese Übung eignet sich bestens, um Betroffenen symbolhaft und körperlich deutlich zu machen, wie sie in Wirklichkeit immer im Kreis laufen.
Manchmal ist es leichter, einfach im Kreis zu laufen; es braucht auch weniger Mut. Denn um gegen die Angst der Veränderung anzukämpfen, brauchen wir nicht nur Energie, sondern auch Mut.
Versuchen Sie aus einer Außenperspektive auf Ihre Situation zu schauen. Was würden Sie von außen sehen? Welcher Impuls kommt durch diesen Perspektivenwechsel gerade bei Ihnen auf?
Tipp 5: kleine Schritte – kleine Widerstände
Manchmal sind wir auch deswegen blockiert, weil auf uns die notwendigen Veränderungen zu groß und einschneidend wirken, was uns wiederum Angst macht oder uns als Ganzes überfordert.
Oft braucht es gar nicht die ganz großen Veränderungen auf einmal. Bereits kleine Steine können einen Felsen ins Rollen bringen. Suchen Sie einen ersten kleinen Veränderungsschritt aus. Legen Sie sich ganz bewusst ein möglichst konkretes Teilziel fest, das Sie als Nächstes angehen wollen. Was setzen Sie als Nächstes um?
Ein Beispiel dazu aus der Beratungspraxis: Ein Paar ist unzufrieden mit dem gegenseitigen Umgang. Ein erster kleiner, aber konkreter Schritt könnte sein, darauf zu achten, wie man sich begrüßt, und das achtsamer zu gestalten.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.
– Albert Einstein
Wir haben es also selber in der Hand! Nehmen wir unser Leben aktiv in die Hand. Sammeln wir all unsere Kräfte und unseren Mut und überwinden wir die Angst, denn diese ist eigentlich das größte Hindernis!
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