Unsere Glaubenssätze, also die “Wahrheiten”, von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft nur eines: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die Wahrheit.
Die Sache mit den Glaubenssätzen
Glaubenssätze sind Meinungen und Überzeugungen, die wir uns aus bestimmten Erlebnissen oder Erfahrungen gebildet haben oder die wir von anderen Menschen übernommen haben. Typische Glaubenssätze sind z.B.:
- “Andere wollen dich immer übers Ohr hauen.”
- “Geld macht arrogant.”
- “Männer können nicht treu sein.
- “Frauen können nicht sachlich bleiben.”
- “Ich bin nicht liebenswert.”
- u.ä.
An diesen Beispielen können Sie erkennen, dass Glaubenssätze sehr häufig Verallgemeinerungen sind, die etwas in Stein meißeln, das so gar nicht immer zutreffen muss. Damit machen wir uns das Leben oft schwer, denn wir verschließen uns vor der Möglichkeit, andere, vielleicht viel positivere Erfahrungen zu machen.
Warum bilden wir uns Glaubenssätze?
Glaubenssätze und Überzeugungen geben uns Halt und ein Gefühl von Sicherheit. Sie sind für viele Menschen wir ein Geländer, an dem man sich entlang hangeln kann und das uns vor Enttäuschungen schützt.
Tatsächlich aber können genau diese Überzeugungen einen großen Teil dazu beitragen, dass wir immer wieder Schmerzen und Enttäuschungen erleben, da wir selbst durch unsere Erwartungshaltung oft genau solche Situationen anziehen, in denen wir uns in unserem Glaubenssatz wieder bestätigt sehen.
Alles nur Zufall?
Vielleicht kennen Sie das ja von sich selbst oder auch von anderen Menschen, dass wir oft genau das anziehen, von dem wir überzeugt sind:
- Da lernt genau die Frau, die überzeugt davon ist, dass kein Mann es je mit ihr ernst meint, immer nur solche Männer kennen, die sie dann auch wirklich schlecht behandeln.
- Da wird genau dem Mann die Brieftasche von einem Teenie gestohlen, der der Überzeugung ist, dass die Jugend von heute verdorben ist.
- Da wird genau der Mitarbeiter gekündigt, der schon immer sagt, dass es ihn als Ersten trifft, wenn Stellen abgebaut werden.
- u.ä.
Alles Zufall?
Was wir glauben, muss nicht wahr sein…
Eigentlich steckt es ja bereits im Wort: Es heißt schließlich Glauben-ssätze und nicht Wahrheit-ssätze o.ä. Aber dennoch stellen Glaubenssätze für die meisten von uns eine unverrückbare Tatsache dar, mit denen wir es uns aber oft viel schwerer als nötig machen.
Es ist nämlich möglich, unsere Glaubenssätze zu ändern, wenn sie uns nicht gut tun. Je eher Sie damit beginnen, Ihre Überzeugungen einfach einmal vorsichtig zu hinterfragen, desto leichter wird es für Sie, sich von Glaubenssätzen zu lösen, die Ihnen nicht gut tun. Im Folgenden finden Sie dafür einige praktische Tipps.
Hier finden Sie hilfreiche Übungen, mit denen Sie Ihre Glaubenssätze ändern, hinterfragen und ggf. auch verändern können.
Tipp 1: Finden Sie heraus, was Sie glauben.
Der erste Schritt, Glaubenssätze zu verändern ist der, sich ihrer überhaupt erst einmal bewusst zu werden. Viele unsere Überzeugungen und Glaubenssätze sind nämlich so tief in uns verankert, dass wir uns ihrer gar nicht bewusst sind.
Und so kommen Sie Glaubenssätzen auf die Spur:
- Registrieren Sie jeden Satz, den Sie mit dem Brustton der Überzeugung sagen oder denken. Auch wenn Sie Worte wie “immer” oder “alle” verwenden, könnte sich hinter dieser Aussage ein Glaubenssatz verbergen.
- Nehmen Sie ab sofort Ihre eigenen Gedanken wahr, wenn jemand anders seine Meinung kund tut. Stimmen Sie zu oder geht Ihnen eine andere Überzeugung durch den Kopf.
- Schreiben Sie sich alle Glaubenssätze, die Sie finden, auf.
Hier können Sie schon einmal beginnen, indem Sie die Satzanfänge ganz spontan vervollständigen:
- Immer …
- Alle …
- Jeder …
- Grundsätzlich …
Tipp 2: Überprüfen Sie einmal, was Sie von anderen Menschen übernommen haben.
Viele unserer Glaubenssätze und Überzeugungen haben wir von Personen übernommen, die uns geprägt haben.
- Mein Vater sagte immer: …
- Meine Mutter sagte häufig: …
- Der Lieblingsspruch meines Opas war: …
- Von meiner Oma hörte ich immer: …
- Eine Lektion, die mein erster Lehrer ständig wiederholte: …
- Der wichtigste Satz meiner Kindheit: …
- Eine Lehre, die ich nie vergessen werde: …
- Etwas, das ich nie wahrhaben wollte: …
Gehen Sie nun jede dieser Aussagen einmal ganz in Ruhe durch und fragen Sie sich, ob Sie das auch heute noch so sehen möchten oder nicht.
- Macht der jeweilige Satz jetzt Sinn für Sie?
- Dient er dazu, Ihnen das Leben einfacher zu machen?
- Ist er geeignet, Sie glücklich und zufrieden zu machen?
- Fallen Ihnen vielleicht viel bessere Sätze und Überzeugungen ein? Schreiben Sie diese am besten gleich auf!
Tipp 3: Beginnen Sie damit, Glaubenssätze ungezwungen zu hinterfragen.
Achtung: “Hinterfragen” heißt nicht gleich “aufgeben”. Viele unserer Glaubenssätze erfüllen eine wichtige Funktion und es tut uns nicht gut, sie einfach aufzugeben. Der Ansatz des Hinterfragens ist ein viel sanfterer. Stellen Sie dazu z.B. solche Fragen wie:
- Was könnte eine andere Meinung dazu sein?
- Wie könnte eine Situation aussehen, in der das nicht zutrifft?
- Wie würde sich wohl das genaue Gegenteil diese Ansicht anfühlen und was würde ich dann denken?
- Wie könnte jemand das Ganze sehen, der von der anderen Seite der Erde kommt?
- Wie könnte ich das vielleicht in 20 Jahren sehen?
Tipp 4: Lernen Sie die Glaubenssätze anderer Menschen kennen.
Hören Sie anderen Menschen aufmerksam zu. Sie können hier mit ein bisschen Übung viele neue Glaubenssätze kennen lernen. Entscheidend ist, dass Sie sich durch andere Meinungen nicht gleich bedroht fühlen, sondern viel mehr offen und neugierig andere Ansichten “sammeln”. Überlegen Sie, welche Überzeugungen vielleicht nützlich sein könnten und notieren Sie sich diese für sich. Hier eine kleine Auswahl:
- Jeder Mensch hat ein Recht darauf, glücklich zu sein.
- Jeder sollte sich einmal am Tag etwas Gutes tun.
- Probleme sind Chancen und ich kann aus allen Situationen etwas lernen.
- Jeder Tag ist ein kleiner Neuanfang.
- Alles hat seinen Sinn.
Tipp 5: Hinterfragen Sie einmal für sich die Ihnen bekannten Sprichwörter.
Sicher haben Sie auch zahlreiche Sprichwörter und sogenannte Lebensweisheiten parat. Aber wie nützlich oder hilfreich sind viele von denen? Haben Sie z.B. “Wer hoch hinaus will, kann tief fallen” im Kopf oder “Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.”? Dann könnte es sein, dass Sie sich mit diesen Einstellungen selbst bremsen.
Achten Sie deshalb einmal ganz bewusst auf Sprichwörter, die Ihnen immer wieder durch den Kopf gehen und ob Sie diese nicht ggf. durch neue ersetzen wollen.
Literatur zum Thema:
- Tania Konnerth: Leben kann so einfach sein
- Moritz Boerner: Byron Katies “THE WORK”
- Elaine St. James: In Einfachheit leben: 100 Schritte zu mehr Lebensfreude
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